Der SV Grödig zieht sich aus dem Profifußball zurück

Paukenschlag beim SV Grödig. Nach dem besiegelten Abstieg in die Sky Go Erste Liga, gab der Verein heute auf einer Pressekonferenz bekannt, dass man sich aus dem Profifußball zurückziehen werde.

 

 

Manager Christian Haas zeigte sich sichtlich gerührt: „Es ist besser in der SkyGoEL nicht zu spielen. Es tut mir leid für die Mitarbeiter des Vereins. Hätten wohl nur 400 Zuschauer in der SkyGoEL gehabt. Haben wenig Unterstützung von Wirtschaft und Zuschauer bekommen. In der SkyGoEL ist es fast unmöglich, hat teilweise nichts mit Profifußball zu tun. Es kann nur eine Profiliga geben, meiner Meinung nach mit 14 Klubs“

 

 

 

 

Lukas Schubert – vor wenigen Tagen von Grödig nach Irland gewechselt – glaubt trotzdem daran, dass die Salzburger wieder in den Profifußball zurückkehren werden.

 

 

Die Medienmitteilung im Wortlaut

Sehr geehrte Medienvertreter,

der Sportverein Grödig kann auf sechs erfolgreiche Jahre im Profifußball in Österreich zurückblicken. Nach drei Jahren in der 2. Bundesliga schaffte man den Aufstieg und hielt sich als kleiner Dorfclub nicht nur drei Jahre in der höchsten österreichischen Spielklasse, sondern erhielt auch sieben Mal in Folge die Lizenz ohne Auflagen.

Trotzdem bleibt nach dem sportlichen Abstieg kein Stein auf dem Anderen. Ein neues Jahr in der SkyGo Ersten Liga würde der Verein nur mit größtem wirtschaftlichen Risiko überleben. Die Rahmenbedingungen sprechen klar gegen eine Teilnahme.

Der SV Grödig hat in den letzten Jahren alles unternommen, um die infrastrukturellen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu erfüllen. DAS.GOLDBERG Stadion und die Zufahrt zu demselben wurde gebaut und überwiegend mit Eigenmitteln wurde ein Bundesliga-Verein geschaffen. Nichtsdestotrotz sind wir an einem Scheideweg für den Verein angelangt. Das Abenteuer Bundesliga wurde nicht – wie erhofft – von allen angenommen. Und wir alle haben uns zu einem außergewöhnlichen Schritt entschlossen. Vor allem aufgrund der wirtschaftlichen Aussicht auf das nächste und die nächsten Jahre wird der Sportverein Grödig die Lizenz für die SkyGo Erste Liga nicht annehmen und daher wieder in den Amateurfußball zurückkehren.

Wir möchten allen Unterstützern und Freunden des SV Grödig auch auf diesem Wege noch einmal für die Unterstützung in den letzten Jahren danken und hoffen, dass Sie uns auch weiterhin die Treue halten, auch wenn dies nicht mehr im Profifußball ist.

Die Vereinsverantwortlichen haben sich diese Schritte genau überlegt und das Für und Wider abgewogen. In der Verantwortung die der SV Grödig für seine Mitglieder und Sponsoren hat, ist dies der einzig mögliche und vertretbare Weg.

Christian Haas: „Nach dem feststehenden Abstieg haben wir die Bundesliga informiert, dass wir die Lizenz nicht annehmen werden. Es ist ein schmerzvoller Tag für den SV Grödig. Es tut mir Leid für alle die mitarbeiten und mitgearbeitet haben und nichts dafür können, dass der SVG abgestiegen ist. Aber es ist an der Zeit, dass wir einen Schritt zurückmachen und schauen wie es weitergeht. Die Sky Go Erste Liga in dieser Form können wir uns so nicht antun. Es waren super sechs Jahre in der Ersten Liga und in der Bundesliga, aber im Moment ist es für den SV Grödig besser nicht in der Ersten Liga zu spielen. Wir werden jetzt Gespräche führen und möchten in der Regionalliga neu anfangen.“

Mit sportlichen Grüßen
Der Vorstand

Ein Rückblick auf drei Jahre SV Grödig in der Bundesliga

 

 

Der Aufstieg des SV Scholz Grödig in die Bundesliga ist der erste große Höhepunkt des am 20. März 1948 gegründeten Clubs der 7.000-Einwohner-Marktgemeinde. In der Saison 2002/03 hatten die Grödiger noch in der 1. Klasse und damit in der vorletzten Liga des Landesverbandes gespielt. Der damalige Meistertitel war der Startschuss auf dem Weg nach oben, es folgten Titel in der 2. Landesliga Nord (2004/05), der 1. Landesliga (2005/06) sowie der Regionalliga West (2007/08).

In der Erste Liga lief es für die Salzburger nicht nach Wunsch, sie stiegen als Zehnter in der damaligen Zwölferliga sofort wieder ab. Ein Jahr später ging es nach dem neuerlichen Regionalliga-Titel (2009/10) aber wieder hinauf, es folgten die Platzierungen 6 (2010/11) und 7 (2011/12) sowie jetzt 1. Der Dreijahresplan des Vereins wurde damit übertroffen, war die Zielsetzung doch nur jene gewesen, im dritten Jahr im vorderen Bereich mitzuspielen. „Gott sei Dank ist es mehr geworden“, freute sich damals Grödig Manager Christian Haas.

 

 

Schon ein Jahr später folgte der nächste Höhepunkt. Der atemlose Gipfelsturm des SV Grödig schien vorläufig perfekt. Die Mannschaft trotzte im Herbst einem Wettskandal und fixierte mit einem 3:3 in Innsbruck zum Saisonabschluss Platz drei und die Europa League Qualifikation. Kein Wunder, dass Trainer Adi Hütter „unbeschreibliche Szenen“ in der Kabine der „Village People“ erlebte.

 

 

„Ich bin sprach- und fassungslos, die Mannschaft hat mir das schönste Abschiedsgeschenk gemacht, dass man sich vorstellen kann“, jubelte Hütter, der nach standesgemäßer Bierdusche und Heimfahrt mit Mannschaft und Fans im Grödiger „Hotel Untersberg“ feierte. „Das ist der krönende Abschluss von zwei Jahren, in denen wir das geschafft haben – ich sag einmal: in Rekordzeit“, erklärte der Vorarlberger rund 20 Stunden, bevor er offiziell als neuer Trainer von Meister Salzburg vorgestellt wurde.

 

 

Michael Baur übernahm zu Saisonbeginn das Amt von Hütter. Die Grödiger konnten allerdings erwartungsgemäß, nicht an die starke Premierensaison in der Bundesliga, die 2014 mit Rang drei und 54 Punkten sowie einem Europacup-Ticket zu Ende gegangen war, anschließen. Die Grödiger schafften mit 37 Punkten aus 36 Spielen zwar ziemlich souverän den Klassenerhalt, doch Tabellenrang Acht stellte in Grödig niemanden zufrieden.

 

 

Der logische Schritt: nach nur einem Jahr wurde Trainer Baur beurlaubt, Peter Schöttel übernahm das Ruder bei den Salzburgern. Zur Liga-Halbzeit nach 18 Runden waren die Grödiger noch mit 23 Punkten Sechster. Doch in den folgenden elf Partien gelangen dem Schöttel-Team, das in der 24. Runde auf den Abstiegsplatz abrutschte, nur zwei Zähler. Erst am 9. April holte Grödig mit dem 2:0-Sieg bei der Wiener Austria nach mehr als vier Monaten Pause wieder drei Punkte – zu spät, um noch das Ruder herumzureißen. Drei Jahre nach dem gefeierten Aufstieg in die Fußball-Bundesliga erlebte der SV Grödig seinen bisher bittersten Moment. Eine 1:2-Heimniederlage gegen Meister Red Bull Salzburg besiegelte den Grödiger Abstieg in die Zweitklassigkeit.

„Wenn man nach 35 Runden Letzter ist, ist man verdient Letzter. Es ist schwierig zu sagen, was letztendlich den Ausschlag gegeben oder gefehlt hat, letztlich waren es in allen Bereichen ein paar Prozent. Im Herbst haben wir guten Fußball gespielt, der Abgang von Lucas Venuto hat uns schon wehgetan“, erinnerte Haas in der bittersten Stunde seiner Manager-Karriere daran, dass sein mit sieben Treffern erfolgreichster Torschütze in der Winterpause zur Wiener Austria gewechselt war.

Doch die vielen Abgänge von Schlüsselspielern in den Transferperioden waren eine finanzielle Notwendigkeit für Grödig. „Der Verein ist darauf aufgebaut, wir haben Transfererlöse von drei Millionen Euro gemacht. Ohne diese Einnahmen wären die Bundesliga-Budgets gar nicht möglich gewesen“, stellte Haas klar.

 

Es waren drei bewegende Jahre. Wir haben die besten Fotos zusammengestellt:

 

 

Bilder: GEPA